Single Track an der Tafelfichte, das klingt genauso märchenhaft wie das Erlebnis, das einem in den tschechischen und polnischen Mischwäldern geboten wird. Auf über 80 km erstreckt sich das Sinlgetrail-Paradies rund um den höchsten Berg des Iser Gebirges. Mit 1124 m ist der Smrk, zu Deutsch Tafelfichte, wahrlich kein Riese, aber die weitläufigen Wälder bieten ausreichend Möglichkeiten, um ein ganzes Wochenende auf dem Bike zu verbringen.
Anreise & Ankunft
Am Freitag, dem 8. April, machten sich 5 leidenschaftliche Mostviertler Radfahrer und Abenteurer auf den Weg nach Tschechien. Wobei eine Partie aus dem in den Eisenwurzen des Mostviertel liegenden Waidhofen an der Ybbs aufbrach und das zweite Fahrzeug den Weg über unsere Bundeshauptstadt nahm. Gehüpft wie gesprungen [ghupft wie ghadscht] ging der Weg hauptsächlich über die tschechischen Bundesstraßen und dadurch etwas schleppend voran.
Nachdem das erste Wochenende im April ausgesprochen schönes Wetter geboten hatte, war natürlich klar, dass es an diesem Wochenende etwas anderes vorhatte, das liebe Aprilwetter.
Nach ca. 6 Stunden Fahrzeit, einigen Umleitungen und Baustellen kamen wir fast zeitgleich in der Pension Singltrek an.
Nach ein paar freudigen, fast poetischen Worten über die Verkehrslage und die Anfahrt brachten wir unsere Sachen aufs bescheidene, jedoch vollkommen (fast – Geduld, kommt noch) ausreichende Zimmer und schlossen unsere Bikes, manche sogar mit unmenschlich riesigen Rädern, in dem hauseigenen Radabteil ein.
Endlich ging es in die gemütliche Gaststube, um die kulinarischen Leckereien der tschechischen Küche und Braukunst zu inspizieren und vor allem, um unsere Vorfreude aufs Biken zu zelebrieren.
Obwohl ich eigentlich nicht nach der Prämisse: „Was dem Landwirt nicht bekannt ist, nimmt er nicht zu sich“ lebe, hatte ich doch jeden Abend dasselbe in der Gaststube verdrückt. Einen unglaublich leckeren Burger.
Samstag – Biketag 1
Genug der Banalitäten, am Samstag ging es dann endlich zur Sache, na ja nicht ganz so schnell. Nachdem der Großteil unserer Abenteurergruppe Väter sind, waren wir es gewohnt, selbst am Wochenende früh aufzustehen. Was sich an diesem Tag ganz besonders anbot, dass es trotz aller Voraussagen noch nicht regnete. Leider öffnete die Gaststube erst um 8:00 Uhr zum Frühstück und so standen wir wie bestellt und nicht abgeholt vor verschlossener Tür. Also zurück aufs Zimmer und den Rucksack nochmal einer Inspektion unterzogen und, wenn man grad dabei war, sich selbst auch.
[Owa hiazand] Aber jetzt endlich, gefrühstückt, kurz auf den Plan geguckt und los ging es zum Singltrek Zentrum … dachten wir zumindest. Es war jedoch das Trek Centrum, ein weiterer Stützpunkt rund um die Trails, das uns jetzt als Ausgangspunkt für den ersten Biketag diente.
Eine wichtige Info vorweg – man kann sich auf dem sehr weitläufigen Areal des Singltrek pod Smrkem kaum verirren (selbstverständlich ohne dabei die Fähigkeit gewisser Individuen, sich zu orientieren, zu schmälern – man kann alles, wenn man will.)
Die Strecken sind allesamt hervorragend beschildert und es gibt an vielen Stellen große übersichtliche Karten. Klarerweise sind die Singletrails nur in eine Fahrtrichtung, in Ausnahme von Notfällen, befahrbar, was auch gesondert markiert ist.
Die Trails sind in vier Kategorien unterteilt, die mit den Farben grün, blau, rot und schwarz gekennzeichnet sind. Die Farben sollen wohl Schwierigkeitsstufen darstellen, obwohl alle Trails sehr flowig zu fahren sind und kaum gröbere Schwierigkeiten auftreten.
Ein kleiner Tipp am Rande – es macht sich bezahlt, in einer leistungsmäßig homogenen Gruppe zu fahren, da es aufgrund der fehlenden Höhe und der sich weit erstreckenden Trails ständig auf und ab geht und die Trails natürlich noch mehr Spaß machen, wenn man ordentlich Druck aufs Pedal bringt. Meine Wahl, mit einem starken Finisher der A-Strecke der Salzkammergut Trophy und seinen Trainingsfreunden, war dabei denkbar schlecht.
Nach der ersten Isopause (tschechisches Brauereigut), nach ungefähr 2 Stunden sehr genialem Singletrailsurfens, und vielen „huiiiiiiii“-Erlebnissen wünschte ich mir ich hätte das letzte halbe Jahr nicht verletzungsbedingt pausieren müssen und schaltete etliche Gänge zurück, um das Wochenende konditionell irgendwie zu überstehen. Zu meiner Entschuldigung muss ich noch erwähnen, dass ich bei meiner Zusage für dieses herrliche Altherrenwochenende nur die Worte flowig und Singletrails vernommen hatte, und mein Gehirn das auf gewisse Weise mit Lift in Verbindung gesetzt hatte.
Nach der Mittagspause wurde dieses einzigartige Abenteuer noch eine Spur spannender, da endlich der heißersehnte, ev. falsch ausgedrückt, Regen eintrat. Den liebevoll gepflegten Pfaden konnte der Niederschlag jedoch nichts anhaben und damit auch dem fantastischen Fahrerlebnis nicht. Durch diese einzigartige Stimmung hatte das Erkunden der Trails auf der tschechischen Seite des Singltrek pod Smrkem etwas Magisches. Auf meinen partiellen Soloabenteuern füllte ich mich dabei wie ein Elb im nördlichen Düsterwald (Tolkien möge mir verzeihen).
Nach knapp 60 km hatten wir an diesem Tage auch schon den tschechischen Teil des Areals abgefahren und landeten durchtränkt von Schmutz und kostbarem Nass am Singltrek Centrum, wo wir etwas Liebe in unsere Fahrräder investierten und unser erlittenes Hopfendefizit wieder auffüllten. Um uns etwas aufzuwärmen, sahen wir uns etwas im hiesigen Shop um. Dabei beschlossen wir unsere Erinnungsshirts am nächsten oder am Abreisetag zu kaufen – macht das nicht – alles am besten sofort erledigen.
Man mag es kaum glauben, aber nach einem ganzen Tag am Bike waren wir in der Tat sehr müde. Im Quartier angekommen wurde die leicht feuchte Kleidung vom Körper geschält und zum Trocknen aufgehängt (in diesem Fall ist es ein enormer Vorteil, wenn die Heizung im Zimmer funktioniert – daher das „fast“ am Anfang des Artikels). Nach einer heißen Dusche kam dann auch wieder etwas Gefühl in die Füße zurück und es ging in die gute Stube, in meinem Fall wieder auf einen leckeren Burger.
Nach einer Eispalatschinke und dem Artikulieren der kumulierten Emotionen nach einem genialen Biketag ging es dann auch direkt in die Tiefschlafphase über.
Sonntag – Biketag 2 (Video)
Nachdem der erste Tag sehr nass und übermüdet endete, wurde es am zweiten Tag zum Glück (ich glaube wieder der falsche Ausdruck) auch noch saumäßig kalt. Das hatte den Vorteil, dass ich alles was ich eingepackt hatte auch anziehen durfte, musste, sollte – ach was auch immer.
In der Hoffnung meine Gefährten (ich hoffe man merkt die nächste Anspielung auf Herr der Ringe) wären an diesem Tag etwas gnädiger zu mir, starteten wir etwas später in die Runde und machten uns auf den Weg, den polnischen Teil der Singletracks an der Tafelfichte zu erkunden.
Durch den vielen Regen waren die Trails vollkommen durchnässt und es bildeten sich viele Wasserlacken (liebe deutsche Nachbarn, das sind Pfützen) entlang der Strecken. Das Befahren der Trails wurde dadurch noch eine Spur lustiger und, in meinen Fall, der kleine Maxi konnte hochleben. Jedoch unter der Voraussetzung, dass man einigermaßen wasserdicht war.
An dieser Stelle ein ganz wichtiger Hinweis für fahrtechnisch etwas weniger erfahrene Radfahrer: Nasse Holzbrücken, und davon gab es viele, verhalten sich wie Schmierseife – also kein Bremsen oder starkes Einlenken, dann geht alles gut!
All das konnte uns die Freude an den heutigen Trails auch nicht nehmen. Diese boten uns einen wunderbaren zweiten Tag und waren mit kleinen Anlegern und feinen Wellen, die man auch zu springen nutzen konnte, gespickt. Ein sehr eindeutiges Zeichen dafür, dass mehr Kondition auf diesen Trails auch mehr Spaß bedeutet, waren die Anleger, die bergauf führten … ok das nächste Mal dann.
Da die Temperaturen keine langen Pausen erlaubten und unser äußeres Erscheinungsbild, einem Sumpfmonster ähnlich, es uns nicht erlaubte ein hiesiges Restaurant aufzusuchen, entschieden wir uns, kurz unseren Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen und weiterzufahren.
Ich hielt es für eine gute Idee meine feuchten Handschuhe bei dem Stopp zu wechseln, was sich nur Meter nach der Weiterfahrt als Fehler entpuppte. In den frischen Windstopper-Handschuhen wurde mir nach wenigen Minuten so unglaublich kalt, dass ich weder die Bremsen noch die Schaltung bedienen konnte. Ich wechselte danach wieder auf meine Endura Luminite Handschuhe, die zwar schon nass waren aber trotzdem meine Finger noch wärmten.
Dieses Wochenende war für mich auch eine ausgezeichnete Möglichkeit viele Produkte persönlich zu testen, was mir aufgrund meiner mehrmonatigen Zwangspause nicht möglich war.
Obwohl ich meine Füße kaum mehr spürte, schon ziemlich nass und ehrlich gesagt vollkommen erledigt war, ließ ich mich von meinen hochgeschätzten Kollegen dazu überreden, eine besonders schöne Runde nochmals zu absolvieren bevor es zurück in die warme, zumindest für die anderen Zimmer, Unterkunft ging.
Da die Unterkunft einen Platz zum Waschen des Bikes bot, haben wir uns mitsamt den Rädern den schlimmsten Dreck abgewaschen, kurz kultiviert und nach einem leckeren Burger aufgemacht, die Stadt (knapp 4.000 Einwohner) zu erobern. Sprich – wir haben das hiesige Pub aufgesucht, diese Sportart mit dem kleinen hellen Ball auf den alle zulaufen geguckt und das trotz widrigen Wetters unvergleichliche Bike-Wochenende Revue passieren lassen.
Ich hab mir dann noch von den durchwegs trainierten Kollegen Ratschläge für mein nächsten Abenteuer, eine Singletrail gespickte Transalp geholt – aber das ist eine andere Geschichte.
Fazit
Singltrek pod Smrkem ist kein Bikepark und möchte es auch nicht sein. Es ist ein wahres Paradies mit über 80 km feinsten Singletrails, die ein unvergessliches flowiges Fahrerlebnis für jeden bieten. Es wird nicht viel Fahrtechnik oder Kondition verlangt, da die kurzen, jedoch häufigen Anstiege großteils sehr moderat sind. Aber mit der Kondition und dem Fahrkönnen steigt natürlich auch der Spaß am Trail. Das wellige, einem Pumptrack ähnliche, Terrain und die vielen engen Kurven bieten selbst den meisten Freireitern genügend Möglichkeiten, sich ein breites Grinsen ins Gesicht meißeln zu lassen. Von mir gibt’s auf jeden Fall eine fette Empfehlung und die Tafelfichte wird mich sicher mal wiedersehen.
Produkttests
Produkte, die ich dieses Wochenende testen konnte und die mir gute Dienste erwiesen haben:
Regenjacke: Fox Jacke Gradient Jacket
Wasserfeste Handschuhe: Endura Luminite Handschuhe
Softshell-Jacke: COUNTDOWN WINDSTOPPER Soft Shell Hoody
Bike-Schuh: Five Ten MTB-Schuhe Impact VXi
Geiler Bericht, interessante Tipps und witzig zu lesen! Ich wünsche mir mehr davon!
LG Armin